In früheren Zeiten, als die Menschen noch ein Gespür besaßen für die Harmonie, die den Kosmos regiert, hätte das Volk die Zeichen sofort erkannt und keinen Herrscher auf den Thron gehoben, der offenkundig die Elementargewalten gegen sich hat. Aber dieses Gespür scheint den Menschen unserer Zeit verloren gegangen zu sein, und so steht zu erwarten, dass die Österreicherinnen und Österreicher den netten Herrn Hofer in der Stichwahl am 22.Mai zu ihrem Präsidenten küren. Warum? Weil er ihnen suggeriert, er könne ihr Land in jene "glückliche Insel" zurückverwandeln, als die Papst Paul VI. es einst bezeichnet hat. Einst heißt, in den seligen Siebziger Jahren, dem Sehnsuchtserinnerungsort der verängstigten Mittelschicht, als die Sozialleistungen immer mehr, die Arbeitszeiten immer kürzer wurden und die Supermächte mit ihren Atomwaffen für einen allzeit strahlend blauen Himmel über Europa sorgten.
Wenn der sympathische Herr Hofer und seine blauen Parteifreunde ihre Wähler nur nicht täuschen! Der Kandidat ist nämlich stolzes Mitglied der schlagenden Burschenschaft Marko-Germania, die ihr Bekenntnis zum "deutschen Volkstum" in den Farben Schwarz-Rot-Gold ausdrückt. Womöglich bringt ein derart anschlussfähiger Bundespräsident mir als in Österreich lebendem Deutschen gar meine alte Heimat näher. Das wäre doch schön: Dann könnte ich demnächst wieder in Deutschland leben, ohne den Wohnort wechseln zu müssen.
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