Noch am selbigen Sonntag hat sich die Kette denkwürdiger Ereignisse um ein weiteres Glied verlängert: Tina und Alex, unsere Laufenten, sind Eltern geworden! Eigentlich hatten wir sie ja in ihrem ersten Jahr bei uns von der Fortpflanzung abhalten wollen und daher die Eier, die Tina nächtens legte, in Kuchen, Kaiserschmarrn und Palatschinken verschwinden lassen. Doch irgendwann verschwanden die Eier von selbst, bevor wir sie mopsen konnten, bis wir sie unweit des Stalles im Gebüsch fanden, wo Tina ein Nest gebaut hatte. Dort muss sie leider auch ein Räuber gefunden haben, denn wenige Tage später waren alle Eier fort, und der Erpel gebärdete sich auffällig aggressiv. Offenbar verdächtigte er mich, der Nesträuber zu sein.
Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich gab einen Haufen Stroh in den Stall, ließ die Eier von da an, wo sie waren, und bald saß Tina Tag und Nacht auf acht Stück und brütete, während Alex ein offenbar nicht sehr berauschendes Strohwitwerleben führte. Tja, und am Sonntag war's dann soweit: Eines nach dem anderen krochen acht zuerst struppige, bald schon flauschige Küken aus ihren Eiern. Ente und Erpel platzten förmlich vor Stolz. Heute haben sie bereits den ersten Familienausflug in den Garten gemacht:
Seither finde ich mich in Gefühlswelten wieder, die am ehesten mit jenen vergleichbar sind, die ich nach den Geburten meiner Kinder durchlebt habe. Eine ähnliche Sorge wie die, mit der man zuweilen nachts aufstand, um zu horchen, ob das Kind noch atmete, treibt mich jetzt in den Garten, um zu schauen, ob die junge Familie wohlauf ist. Haben sie auch genug zu trinken und zu fressen? Wagt sich keine räuberische Katze in ihre Nähe? Wird der Erpel weiterhin vom Beschützerinstinkt gesteuert und hat noch keines seiner Kinder malträtiert, wie in Internetforen immer wieder gewarnt wird ...?
Und aufs neue gilt es, Gelassenheit zu üben und zu vertrauen, dass die Natur sich schon zu helfen wissen wird. Tina und Alex, Ihr schafft das schon!